Individualpsychologie

Die Individualpsychologie ist aus der Auseinandersetzung Alfred Adlers mit der Psychoanalyse hervorgegangen. Sie bildet heute einen wichtigen Teil der psycho-analytischen Theorie und Praxis.

Seit ihren Anfängen findet die Individualpsychologie Eingang in Psychotherapie, Erziehung, Beratung und andere Bereiche, in denen tiefenpsychologisches Verstehen mit­menschlicher Beziehungen wichtig ist.

Alfred Adler rückte gegen Freuds Vorstellung von der Triebdeterminiertheit allen Handelns und Erle­bens die Beziehungsdimension (benannt als Gemeinschaftsgefühl) und ihre Störungen, ver­standen als grundlegende Konfliktdynamik zwischen Macht und Ohnmacht mit ihrer je ein­schränkenden oder symptomerzeugenden Auswirkung in den Mittelpunkt.

Alfred Adler geht in seinem Menschenbild von der Einheit der Persönlichkeit (individuum = unteilbar) aus. Das bedeutet, dass in jeder einzelnen Lebensbewegung eines Menschen sein Lebens­gefühl, seine Grundangst, sein Bewältigungsver­such und sein unbewusstes Persönlichkeitsziel enthalten sind.

In einem solchen Gefüge hat auch jede Fehlent­wicklung, jede Krise, jedes Symptom einen Sinn. Psychische und psychosomatische Erkrankungen sind immer Ausdruck seelischer Not, unbewusster Konflikte und zugleich missglückter Selbsthei­lungsver-suche.

In den vielfältigen, individuell gestalteten Sym­ptomen erkennen wir Überlebens-strategien, die sich in ihren Folgen nach innen und außen destruktiv auswirken können. Grundlegend sind unbewusste schöpferische Motivationen, die der Sicherung von Bindung, Freiheit und Selbstwert­gefühl dienen.